KUNDO ATO 1 Transistor
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KUNDO (Kieninger & Obergfell) Magnetpendeluhr

Baujahr ca. 1970

Diese Uhr wollte einfach nicht mehr pendeln. Sie war zur Standuhr geworden und der Besitzer fragte, ob ich das Ändern könne. 

Nun, ich sagte, „Schaun mer mol, dann sehn mer scho!“. Nachdem die Uhr angekommen war, geschaut, was Sache war. Nun, die Uhr stand. 

Jetzt zur Technik dieser Uhren: Der Abtrieb wurde gebaut nach einer Entwicklung von Léon Hatot aus den 1920 er Jahren. Marken-Name war „ATO“. Eingetragen wurde dieses Patent 1923. Es wurden von der Firma L. Hatot an diverse Uhrenhersteller Lizenzen zum Nachbau dieses neuen Antriebes mit Batterie für Uhr vergeben. Unter anderem für die „HAU“. Um die Lizenzrechte gab es bis nach dem WK II heftige Streitereien, vor allem mit Junghans, die letztendlich alle zu Gunsten des Entwicklers ausgingen. Leider hatte der Herr Léon Hatot nichts mehr davon, er verstarb 1953. Danach waren die Patentrechte für diesen Antrieb erloschen und so verbreitete sich diese Antriebsart sehr schnell. 

Einige, für die Uhrenindustrie sehr wichtige Patente stammen von diesem großen Entwickler und Uhrmacher. Zum Beispiel der automatische Aufzug in Armbanduhren, der sog. Rüttelaufzug. 

Aber wieder zurück zu dieser Uhr und Kieninger & Obergfell. Die Entwickler haben 2 Möglichkeiten gefunden, die Steuerung mit so wenigen Teilen wie nur möglich zu realisieren. Die erste Schaltung wurde mit zwei Transistoren in Multivibrator-Schaltung ausgeführt, der im Takt der Uhr die Magnetspule aktivierte, die dann einen Stabmagneten anzog. Am Pendel saß eine Schaltklinke, die bei jedem Ausschlag des Pendels das Uhrwerk weiter schaltete.

Das nächste Werk war noch sparsamer mit Bauteilen. Es hatte nur noch 1 Transistor und 1 Widerstand. Beide Bauteile waren zusammen im Doppelspulenkörper integriert. Zum Betreib wurde nur noch 1,5 Volt aus einer Zink-Kohle Batterie angelegt. Das Funktionsprinzip war denkbar einfach: Der Stabmagnet am Pendel erzeugte bei Durchgang durch die Spule (Steuerspule) einen Strom, der den Transistor durch steuerte. Das entstehende Magnetfeld in der Spule (Antriebsspule) beförderte den Stabmagneten wieder aus der Spule hinaus. Dadurch wurde der Transistor wieder gesperrt und das Pendel bewegte sich wieder zurück in die Spule…. Also sehr einfach und wirkungsvoll. 

Bei dieser Uhr war aber durch „Pfusch“ bei der Herstellung der Spule wohl etwas Flussmittel beim Löten der Drähte auf die Windungen gekommen und im Laufe der Zeit wurde so der Kupferdraht zerstört. 

Da blieb dann nur noch neu Wickeln übrig, da es keine Ersatzteile mehr gibt. Na, als Rentner habe ich ja Zeit, also frisch ans Werk und die 1500 Windungen mit 0,061 mm Kupferdraht waren – mit einigen Flüchen und Schimpfen, weil der Draht mal wieder gerissen war – auch bald geschafft (..und ich auch!). 

Ein Probelauf mit der neuen Spule war erfolgreich und so konnte der Spulenkörper wieder zusammengesetzt werden. 

Die Uhr zählte wieder sehr genau die Zeit und der glückliche Besitzer war hoch erfreut, sein Erbstück wieder zu bekommen. 

Und ich um einige Erfahrungen reicher….

 

Zum Teil zerlegt

Eine Magnetpendeluhr

Doppelspule und Transistor

Die Schaltung

Probelauf

...und fertig...

 

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(c) Rolf-Dieter Reichert Stand: 12.09.18